Biografien

Hasan Kaya

„Ich fühle mich zugehörig, weil ich mein Leben hier frei nach meinen Vorstellungen gestalten kann.“

Hasan Kaya lebt seit 1970 in Deutschland


Ich wurde 1940 in Sivas geboren.

In Adana arbeitete ich in einer Spinnerei.

Meine Familie und ich waren arm und aus diesem Grund entschieden wir uns nach Deutschland zu gehen.

Als wir nach Deutschland kamen, hatte jeder von uns Träume. Der eine wollte ein Haus kaufen, der andere wollte in sein Dorf investieren und bauen. Ich plante nur für ein paar Jahre hier zu arbeiten, anschließend wollte wieder zurück in die Türkei. Zu einer Rückkehr kam es jedoch nie.

Ich kam 1970 nach Wilhelmshaven, wo ich sieben Jahre lang in einer Textilfabrik arbeitete. Zu Beginn wohnte ich in einem Heim. Dort teilte ich mir mit ein paar Leuten die Zimmer und wir kochten gemeinsam.

Später holte ich meine Frau hierher und wir bekamen vier Kinder.

Seit ich in Deutschland lebe, habe ich keine negativen Erfahrungen mit Deutschen gemacht. Hier bin ich glücklich, hier habe ich mein Geld verdient und mein Leben bestritten.

Im Jahr 1978 wechselte ich zu Klöckner. Unsere Arbeit dort war sehr schwer und ich beherrschte kaum die deutsche Sprache. Zu meinem Glück arbeitete ich überwiegend mit deutschen Kollegen, sodass ich schnell die Sprache lernte.

Nach 25 Jahren bei Klöckner ging ich in Frührente. Da meine Pension allerdings nicht ausreichte, arbeitete ich zusätzlich weitere zehn Jahre bei Mercedes in der Reinigung.

Immer wenn ich meine Heimat vermisste, fuhr ich, sobald ich die Möglichkeit hatte, in den Urlaub in die Türkei.

In Deutschland aber fühle ich mich in jeder Hinsicht in Sicherheit, ich gehöre mittlerweile hierher. In der Türkei werde ich als Alevit ausgegrenzt und die Probleme, die mir als solcher in der Türkei begegneten, musste ich hier in Deutschland nicht durchmachen. Ich fühle mich zugehörig, weil ich mein Leben hier frei nach meinen Vorstellungen gestalten kann. In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit, durch die ich, ohne meine Identität leugnen oder verstecken zu müssen, entsprechend meinem Glauben  leben kann.

Meine Frau pendelt zwischen der Türkei und Deutschland, denn sie passt zeitweise auf die Enkelkinder in der Türkei auf.

Einer unserer Söhne wohnt hier, die anderen drei Kinder leben in der Türkei.

Ich lebe alleine und nehme an Veranstaltungen teil, die das „Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien e.V.“ organisiert. Es finden regelmäßig Männertreffen mit Ali Riza Sevimli statt. Dort teilen und besprechen wir unsere Sorgen und Probleme, dort verbringe ich meine Zeit.

Ich denke, dass die Welt groß ist, es gibt nichts, was wir nicht miteinander teilen können. Im Leben können wir alles teilen.