Biografien

Yurdanur Arslan

„Eine so große Stadt wie Istanbul zu verlassen und hierherzukommen fiel mir sehr schwer, denn Bremen war für mich wie ein Dorf.“

Yurdanur Arslan lebt seit 1966 in Deutschland


Ich wurde 1945 in Istanbul geboren und besuchte die Mädchen-Kunstschule mit dem Schwerpunkt Schneiderei.

Ich lernte meinen Mann 1965 kennen, als er auf Heimaturlaub in der Türkei war. Wir verlobten uns und nach einem Jahr fand die Hochzeit statt.

Er kam bereits 1960 nach Stuttgart, in den Süden Deutschlands. Nach nur acht Monaten wechselte er zur Firma Koch in Bremen und war dort als Schweißer tätig.

Als wir gerade einmal zwei Wochen verheiratet waren, holte mein Mann mich 1966 mit dem Auto zu sich nach Deutschland. Während der Fahrt hierher weinte ich drei Tage lang und am Anfang bereitete es mir Schwierigkeiten mich hier einzuleben. Das Leben in Deutschland erfüllte meine Erwartung nicht. Eine so große Stadt wie Istanbul zu verlassen und hierherzukommen fiel mir sehr schwer, denn Bremen war für mich wie ein Dorf.

Mein Mann hatte in Findorff eine Wohnung angemietet, wo noch fünf weitere Familien lebten. Unsere Wohnung erstreckte sich auf zwei Etagen, sie hatte zwei Toiletten und keine Dusche. Die Räumlichkeiten teilten wir mit den anderen Familien. Zum Duschen fuhren wir alle ins Schwimmbad am Bahnhof in der Nähe des Finanzamtes. Dort hatten wir die Gelegenheit gegen Bezahlung die Duschkabinen zu nutzen. Wir alle hatten anfangs große Probleme, uns in dem noch fremden Land zurechtzufinden, doch durch die gegenseitige Unterstützung gelang es uns zunehmend besser uns zu integrieren. Es kostete mich fast zehn Jahre, mich hier einzuleben.

Im ersten Jahr arbeitete ich als Schneiderin, doch als mein Sohn 1971 geboren wurde, blieb ich die ersten drei Jahre zu Hause.

Ab 1974 war ich als Raumpflegerin an einer Findorffer Schule in der Admiralstrasse angestellt, bis ich nach dreißigjähriger Tätigkeit dort schließlich in Rente ging.

Ich fahre oft in die Türkei, um meine Verwandtschaft zu besuchen, doch an eine Rückkehr ist für mich nicht mehr zu denken.

Mein Sohn, meine Schwiegertochter und mein Enkelsohn leben hier und mittlerweile habe ich mich an das Leben in Deutschland gewöhnt.