Biografien

Zeynel Yerlikaya

„Ich weiß aber, dass ich eines Tages für immer zurückkehren werde!“

Zeynel Yerlikaya lebt seit 1968 in Deutschland


Ich wurde 1939 in Hozat, Tunceli geboren.

Meine Bewerbung für eine Arbeitsaufnahme in Deutschland schickte ich 1968 an das Arbeitsministerium in Istanbul. Zu dieser Zeit war ich noch beim Finanzamt tätig. Eines Tages erhielt ich die Einladung zum Vorstellungsgespräch und fuhr nach Istanbul. Dort wurden wir ärztlich untersucht. Da bei mir keine gesundheitlichen Einschränkungen festgestellt werden konnten, bestand ich die Untersuchung und durfte mit dem Zug von Istanbul nach Deutschland ausreisen. Über München fuhr ich nach Köln.

Da ich über meinen neuen Arbeitgeber Ford nach Deutschland kam, standen schon Wohnungen für uns bereit. In dieser Hinsicht hatten wir keinerlei Probleme. In Deutschland angekommen, begann ich sofort zu arbeiten.

Ich heiratete in der Türkei. Meine Frau holte ich erst nach fünf Jahren nach Deutschland. Wir bekamen fünf Kinder. Meine Frau kümmerte sich um die Erziehung der Kinder, weshalb sie nicht arbeitete.

Damals gab es noch sehr wenige Türken in Deutschland. Deswegen konnte ich keine Freundschaften mit Menschen aus meinem Heimatland schließen und konzentrierte mich ausschließlich auf meine Arbeit. Schließlich wollte ich ja nur ein bis zwei Jahre in Deutschland arbeiten, Geld sparen und danach in die Türkei zurückkehren, um mich selbstständig zu machen.

Fünf Jahre arbeitete ich für Ford. Dann entschied ich mich für eine Rückkehr in die Türkei. Die Sehnsucht nach meiner Heimat und meiner Familie war sehr groß.

Nach drei Monaten in der Türkei merkte ich aber, dass ich hier nicht längerfristig leben könnte. So fuhr ich wieder zurück nach Deutschland. In Bremen fand ich bei Mercedes Arbeit und blieb bis zum Rentenalter dort.

Zeitweise vermisste ich mein Dorf und meine Familie. Deswegen fuhren wir einmal im Jahr in die Türkei.

Meine Deutschkenntnisse waren damals nicht besonders gut.  Da ich auch keine gute Bildung genossen hatte, begriff ich vieles erst spät oder gar nicht. Anfangs zog ich noch nicht einmal in Betracht, die deutsche Sprache zu erlernen, denn meine Ersparnisse aus Deutschland wollte ich allein dafür nutzen, mich so schnell wie möglich in der Türkei selbstständig zu machen.

Seit zwölf Jahren bin ich in Rente, bin mittlerweile geschieden und lebe allein. Zwei meiner Kinder sind in Deutschland, die anderen drei leben inzwischen in der Türkei. Wegen der beiden Kinder bin ich noch hier. Irgendwann werde ich für immer zurückkehren.

Meine Kinder wurden hier geboren und sind hier zur Schule gegangen. Sie sind mittlerweile alle verheiratet. Wegen der massiven kulturellen Unterschiede können sie in der Türkei nicht mehr leben.

Gerne nehme ich an Veranstaltungen für ältere Migranten teil, die vom “Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien e. V.“ angeboten werden.

Das Leben fließt dahin! Seitdem ich hier bin, denke ich stets an die Rückkehr in meine Heimat. Aber aus diversen Gründen, wie z.B. Geld zur Seite zu legen oder die Kinder großzuziehen, bin ich diesen Schritt bisher nicht gegangen.