„Eines Tages sagte mein Sohn: ‚Anne, ich muss‘, woraufhin ich ihm eine Banane gab. Doch ich merkte, dass er etwas völlig anderes meinte.“
(‚anne‘ bedeutet auf Türkisch Mama, ‚muz‘ bedeutet Banane)
Sevgi Balcı lebt seit 1971 in Deutschland
Ich wurde 1950 in Devrek, Zonguldak geboren und besuchte die Grundschule.
Mein Mann und ich heirateten 1967 und bekamen drei Kinder.
Zwei Jahre später ging mein Mann nach Bremen, um seine neue Stelle bei der AG Weser-Werft anzutreten.
Anfang der 70er Jahre holte er uns zu sich und gemeinsam lebten wir in einer Zweizimmerwohnung. Wir hatten nur eine Toilette – kein richtiges Bad – die wir uns auch noch mit zwei weiteren Familien teilten. Gleich nach meiner Ankunft wurde ich schwer krank und musste sieben Monate lang im Krankenhaus behandelt werden. In der Zeit übernahm meine deutsche Nachbarin die Betreuung meines Sohnes. Mit der Zeit entstanden dabei jedoch Konflikte, sodass wir die Familie wechseln mussten. Die Firma meines Mannes organisierte uns eine neue Pflegefamilie, denn ich war noch nicht in der Lage, mein Kind selbst zu betreuen.
Als es mir wieder besser ging, nahm ich meinen Sohn zu mir zurück. In der Zwischenzeit hatte er die türkische Sprache verlernt, da er in der Pflegefamilie natürlich ständig Deutsch gesprochen hatte. Eines Tages sagte mein Sohn: ‚Anne, ich muss‘, woraufhin ich ihm eine Banane gab. Doch ich merkte, dass er etwas völlig anderes meinte“ (‚anne‘ bedeutet auf Türkisch Mama, ‚muz‘ bedeutet Banane). Mit der Zeit lernte allerdings auch ich die deutsche Sprache.
Meine Arbeit bei Nordmann begann ich 1974. Zufälligerweise war ich mit einer Bekannten dort, um für sie zu übersetzen, und dabei bot mir die Firma eine Stelle an. Nach zwei Jahren Beschäftigung wurde ich krank und musste aufhören.
Ich machte 1989 meinen Schein zur Schwesternhelferin bei den Johannitern und arbeitete vier Jahre lang im St. Jürgen-Krankenhaus, bis ich schließlich aufhören musste, da mein Mann schwer erkrankte.
Darüber hinaus absolvierte ich 1993 eine einjährige Zusatzausbildung zur Altenpflegehelferin und arbeitete anschließend bei der AWO in der ambulanten Pflege.
Mein Mann verstarb im Jahr 2005.
Drei Jahre nach dem Tod meines Mannes erkrankte ich erneut, bekam von diesem Zeitpunkt an die Erwerbsunfähigkeitsrente und lebe seither alleine. Seit sieben Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich in der Seniorenvertretung in Bremen.